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Politische Anerkennung & ökologische Akzeptanz

Als Hersteller effizienter Infrarotheizsysteme bemühen wir uns mit Nachdruck seit Jahren um eine angemessene politische und ökologische Akzeptanz unserer Produkte. Diese Mühen fordern uns viel Kraft ab. Dennoch werden wir nicht müde uns der Ignoranz, dem Unwissen und einer stark lobbyistisch geprägten, ablehnenden Grundhaltung entgegen zu stellen.

Mit der nachfolgenden Abhandlung möchten wir Stellung beziehen und unsere bisherigen Erfahrungen wiedergeben. Vielleicht leisten wir damit einen kleinen Beitrag für ein schrittweise einsetzendes Umdenken.

Die aktuell im Internet verfügbaren, herstellerunabhängigen Informationen mit einer fachlich korrekten Einschätzung der Infrarotwärme aus ökologischer Sicht sind (freundlich formuliert) nicht sehr zahlreich. Genau genommen gibt es so gut wie keine wissenschaftlich fundierten Betrachtungen oder ganzheitliche ökologische Untersuchungen.

Vielmehr trifft man auf eine historisch nachvollziehbare, ablehnende Haltung die auf den schlechten Erfahrungen mit ineffizienten und ökologisch abzulehnenden Nachtspeicheröfen der 1960-1980er Jahre aufbaut. Diese Nachtspeicheröfen haben leider über Jahrzehnte hinweg die Meinung „elektrisch heizen = ineffizient und teuer“ geprägt. Und schon damals spielte Lobbyismus eine entscheidende Rolle, denn ohne die Einflussnahme der großen Stromlieferanten hätte sich diese Heizungstechnologie vermutlich nie durchgesetzt. Nur um den nachts produzierten Strom der schlecht regelbaren Kraftwerke dieser Zeit verkaufen zu können, hat man mit künstlich vergünstigten Strompreisen ein Heizsystem erschaffen, das von Anfang an nicht zu überzeugen wusste. Trotzdem hat die stromerzeugende Industrie tausende dieser Heizsysteme in den deutschen Markt „gedrückt“ und damit der elektrisch erzeugten Wohnraumwärme weit über die Einsatzzeit der Nachtspeicheröfen hinaus großen Schaden zugefügt. Noch heute kämpfen wir gegen die Vorurteile aus dieser Zeit.

Inzwischen ist viel passiert. Der technologische Fortschritt bei der elektrischen Wärmeerzeugung erfolgte aber weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt. Kaum jemand hat sich seit der Jahrtausendwende mit elektrischen Heizsystemen befasst. Öl und Gas waren im ausreichenden Maß verfügbar und für eine lange Zeit billig genug um sich nicht weiter mit Alternativen befassen zu müssen. Erst als sich ein weltweites Bewusstsein für die Endlichkeit der fossilen Brennstoffe und die Gefahren der globalen Klimaerwärmung gebildet hat, wurde ein Wandel eingeleitet. Seit dem ersten internationalen Umweltgipfel in Rio de Janeiro 1992 nimmt die Öffentlichkeit deutlich stärker an umweltpolitischen Themen teil. In über 25 Jahren ist viel diskutiert, gestritten aber leider am Ende nur wenig entschieden worden. Zu groß sind die Interessen der Industriegiganten und einzelner Nationen im globalen Wettbewerb.

„Es ist bequem, aber nicht gut, das Bequeme für das Gute zu halten.“

Ernst Ferstl (*1955)
östereichischer Dichter und Aphoristiker

Die Geschichte der Menschheit zeigt, das es zuweilen große Katastrophen braucht, um neu zu denken und eingefahrene Muster zu durchbrechen. So hat die schreckliche Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 nicht nur unsägliches Leid über tausende von Menschen gebracht, sondern viele Beteiligte und Unbeteiligte zum Umdenken angeregt. Auch Bundeskanzlerin Merkel hat ihre Haltung zur Atomstromerzeugung grundlegend geändert und damit die lange erwartete Energiewende eingeleitet. Umfangreiche politische Maßnahmen sollen Deutschland bis zum Jahr 2022 vom Atomstrom „befreien“. Dazu wird nachhaltig in vielerlei Formen alternativer Energieerzeugung investiert. Solar, Wind, Wasserkraft und Biomasse werden vorangetrieben.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) bietet unter dem Dach seiner Kampagne „Deutschland macht´s Effizient“ eine Reihe von Förderprogrammen an, um die Industrie und einzelne Bürger in die Energiewende mit einzubeziehen. Alleine im Bereich „Heizung“ listet die Behörde auf Ihrer Website aktuell 10 verschiedene Programme. (Quelle) Fördergelder oder Zuschüsse für den Einbau oder die Umrüstung auf infrarote Strahlungswärme sucht man darunter vergeblich. Wir fragen uns warum und bitten das BMWi um Stellungnahme. Seitens des Ministeriums erhalten wir folgende Antwort:

„Eine Förderung von Infrarotheizungssystemen über das „Marktanreizprogramm zur Förderung von Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmemarkt (MAP)“ ist aktuell nicht vorgesehen, da das MAP ausschließlich Heizungssysteme fördert, die auf erneuerbaren Energien basieren. Wärmepumpen werden im Rahmen des MAP gefördert, da sie Umweltwärme nutzen und nur bei Bedarf auf Elektrizität zurückgreifen müssen. Eine Förderung für Elektrodirektheizungen wie ein Infrarotheizungssystem ist im MAP nicht mit inbegriffen, da diese Technologie Strom direkt in Wärme umwandelt, ohne erneuerbare Energien zur Wärmeerzeugung zu nutzen. Trotz des fortgeschrittenen Einsatzes erneuerbarer Energien im Strommarkt ist eine Stromdirektheizung noch nicht als CO2-neutral zu bewerten.“

Wir fassen die Antwort zusammen: Es werden nur Heizsysteme gefördert, die auf erneuerbaren Energien basieren. Eine mit Strom aus erneuerbaren Energien betriebene Infrarotheizung wird vom BMWi nicht CO2-neutral bewertet und ist deswegen nicht förderfähig. Auf der anderen Seite werden Wärmepumpen schon seit Jahren gefördert. Auch wer seine Wärmepumpe mit Strom aus fossilen Brennstoffen betreibt, erhält vom BMWi über 2.000,- Euro Zuschuss. Wir fragen uns: Wie kann das sein? Die CO2-neutrale Infrarotheizung wird nicht gefördert, die möglicherweise fossil angetriebene Wärmepumpe aber schon?! Das ist mit dem gesunden Verstand nicht zu erklären. Unserer Ansicht nach geben hier die Interessen der großen Heizungsunternehmen den Ton an und beeinflussen damit den Markt, Systeme zu kaufen an denen die Industrie bestmöglich verdienen kann, denn an einer Wärmepumpe verdienen diese Unternehmen deutlich mehr als an einer einfachen aber effizienten Infrarotheizung.

Dieses Video zeigt die Nähe der Bundeskanzlerin zu einem großen deutschen Heizungsunternehmen – da wird dann gerne mal persönlich zum 100-jährigen Firmenjubiläum gratuliert.

Unserer Meinung nach zurecht wird der Bundeskanzlerin in den Kommentaren bei Youtube zuviel Nähe zu dem genannten Unternehmen unterstellt. Für uns macht dieses Video die enge Verzahnung zwischen Politik und Wirtschaft deutlich, die in vielen Bereichen des täglichen Lebens existiert – leider eben auch im Bereich der Wohnraumbeheizung und in Fragen der Energiewende.

Dazu passt die Tatsache, dass selbst klimaschädliche Gas- und Ölheizungen – stand heute – immer noch staatlich gefördert werden. Und das, obwohl die Bundesregierung selbst mit ihrem „Klimaschutzplan 2050“ die vollständige Dekarbonisierung im Gebäudebereich unlängst eingefordert hat. Im Entwurf für den Klimaschutzplan steht wörtlich: „Da Gebäude von allen klimarelevanten Investitionen mit rund 100 Jahren die längste Nutzungsdauer haben, ist es von herausragender Bedeutung, neue Gebäude so zu errichten, dass sie in Zukunft nicht mehr auf die Nutzung fossiler Energieträger angewiesen sind.“ (Quelle)

Zwischen den für die Zukunft formulierten Zielsetzungen und den aktuell politisch gesetzten Rahmenbedingungen besteht ganz offensichtlich ein erheblicher Unterschied. Für uns ist das ein Grund warum Deutschland längst nicht zu den führenden Nationen bei der Nutzung regenerativer Energien zählt. Die skandinavischen Länder sind uns diesbezüglich weit voraus. In Deutschland machte der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch im Jahr 2016 ganze 14,6 % aus, während Schweden 53,9 %, Finnland 39,3 % und Dänemark 30,8 % erreichen. (Quelle) Die Dänen sind uns insbesondere bei der Dekarbonisierung im Gebäudebereich weit voraus. Das Land greift bei der Energiewende im Gebäudebereich radikal durch und verbietet die Installation von fossil beheizten Kesseln in Neubauten. Seit 2016 wird der Einbau von Öl-Heizkesseln sogar in Bestandsgebäuden verboten. (Quelle) Damit sind die Dänen im internationalen Vergleich ein echter Vorreiter in Punkto Energiewende und Dekarbonisierung.

Fazit:
Die Welltherm GmbH und alle weiteren Hersteller in diesem Segment stehen mit der Produktion von infraroten Heizungssystemen für einen sehr kleinen Teil der deutschen Heizungsbranche. Wir empfinden es als mühsam, gegen vorherrschende Desinformation und Ignoranz mit Fakten zu argumentieren, zumal wir in einer Zeit leben, die zunehmend postfaktisch geprägt ist. Aber wir lassen uns nicht entmutigen – nicht von der Politik, nicht von Lobbyisten und nicht von „falschen Grünen“. Wir glauben an die ökologisch begründete Zukunft der elektrischen Wohnraumwärme und sind stolz darauf technologischer und ideologischer Vorreiter zu sein.


Die infrarote Wärmeerzeugung ist aus unserer Sicht der „Simon“ (Quelle: simon.energy) der Heizungsbranche - also für knapp 30 Millionen Miet- und Eigentumswohnungen (Quelle) - vornehmlich im urbanen Raum - die einzige Möglichkeit ökologische  Verantwortung zu übernehmen und vorzuleben. Der Einfluss auf die Eigentümergemeinschaften jedes Einzelnen und damit die Chancen die Heizung im Keller eines Mehrfamilienhauses von Gas/Öl auf eine Wärmepumpe oder eine vergleichbare umweltfreundliche Alternative umzustellen, ist in der Praxis gering. So kann sich der Einzelne nur über eine abgekoppelte, autarke Wärmeerzeugung dekarbonisieren, also von fossilen Brennstoffen befreien. In dieser Situation ist die Infrarotheizung derzeit ökologisch alternativlos - genauso wie Simon auf dem Balkon – der ebenfalls einen steinigen Weg gehen musste. (Quelle)